Lena Jana Krajewskis Kurzspielfilm “Frag’ nicht nach Sonnenschein” hatte im Neuen Studio, Kiel Premiere
Wunderbar, dieses Grau in Grau!
“Frag’ nicht nach Sonnenschein” ist nicht in jeder Hinsicht ein stiller Film, doch verströmt er Ruhe und Gelassenheit, als hätte er fünfundvierzig Minuten Zeit, seine Geschichte zu erzählen und nicht fünfzehn. Beobachtungsgabe, leise Melancholie, atmosphärisch stimmig eingefangene Schauplätze, Witz und eine Handlung, die mit wenig Text auskommt. Man ist erstaunt, wie stilsicher die junge Regisseurin Lena Jana Krajewski (29 Jahre alt) mit filmischen Mitteln in ihrem Erstling umzugehen weiß.
Trostlos scheint die Zukunft eines jungen Werftarbeiters (Alexander Simon), der zu Beginn der Geschichte seinen Job verliert und sein Schicksal in Alkohol zu ertränken versucht. Ebenso perspektivlos: das Leben einer vergräzt und vorzeitig verhärmt dreinschauenden Frührentnerin (Katharina Thalbach). Es verwundert kaum, dass dieser alten Jungfer trotz ihrer schnippischen Schlagfertigkeit nicht viel bleibt zu ihrem Geburtstag, als allein bei Kaffee und Kuchen in einer eintönigen Mietswohnung im Sonntagsstaat vor dem Fernseher zu hocken. Doch der Zufall hat mit beiden noch anderes vor. Ein dilettantischer aber dennoch erfolgreich improvisierter kleiner Raubüberfall im Ost-Kieler Kiez, der Gewinn einer Traumreise und ein Bräunungsgrill ändern beider Zukunft – wahrscheinlich nur für kurze Zeit; zu sehr scheinen sie Verlierertypen zu sein.
Alexander Simon
Katharina Thalbach
Toll: die beiden Hauptdarsteller, besonders natürlich Katharina Thalbach. Überhaupt: das ganze Ensemble bereitet Vergnügen. Die charmante Tristesse des Arbeiterviertels Kiel-Gaardens in inspirierender Nachbarschaft zu HDW und Förde bewirkt ein übrigens. Selten war Grau in Grau so amüsant im Film.
Da nimmt es nicht Wunder, dass der Film Haupt- und Publikumspreis der Hans-Hoch-Stiftung in Neumünster gewann, soeben das “Prädikat besonders wertvoll” erhalten hat und zum Kurzfilmwettbewerb des Max-Ophülls-Festivals nach Saarbrücken eingeladen worden ist. (Helmut Schulzeck)