Kommunales Kino Lübeck vor der Schließung? – Reaktionen

Warum sich eine Stadt wie Lübeck die Schließung ihres Kommunalen Kinos gar nicht leisten kann

Lübeck: Hansestadt – Weltkulturerbe – Mitglied im Klimabündnis – weltoffen, aufgeschlossen, junges Leben hinter alten Mauern, Kirchen und Universität, gemütliche Kneipen und Fachhochschule, Zentrum für Musikfestival und Nordische Filmtage – die Liste ist fortzusetzen. Diese Stadt braucht ihr Kommunales Kino! Warum? Einige Gründe nach dem ABC:

A – für Auslastung: Das Kommunale Kino ist kein “Puschenkino” für eine Handvoll Filmfreaks! 13.220 Besucher im Jahr 2000, 15.000 Besucher im Jahr 2001 bei 300 Filmvorstellungen im Jahr entsprechen einer Auslastung von über 50%. 30% seiner Kosten erwirtschaftet das KoKi über Jahre hinweg selbst (nachzulesen im Rechnungsprüfungsamt-Bericht vom 23.2.2001) Das alles wird allein durch die effiziente Arbeit zweier hauptamtlicher Mitarbeiterinnen und zweier Honorarkräfte ermöglicht.

D – für deutsche Städte: In 170 Städten Deutschlands gibt es Kommunale Kinos. Nicht alle laufen so gut und arbeiten so effizient wie das Lübecker!

E – für Ehrenamt: Das Kommunale Kino ist durch beachtlichen ehrenamtlichen Einsatz entstanden: Zahllose ehrenamtliche Arbeitsstunden, Kontakte, Schenkungen ermöglichten eine erstklassige technische Ausstattung (Dolby-Surround, einziges Lübecker Kino mit 16-mm-Projektionsmöglichkeit). Schließung des KoKi – ein Jahr nach dem “Jahr des Ehrenamtes”?

F – für Förderkreis: Alarmiert durch die Schließungspläne hat sich ein Förderkreis gebildet, der in Zukunft die Arbeit des Kommunalen Kinos begleiten und unterstützen will. Schon am ersten Abend wurden 500 Euro an Fördergeldern eingezahlt. Der Förderkreis besteht bislang aus den folgenden Lübecker Einrichtungen und Gruppen, allesamt langjährige Kooperationspartner des KoKi: Aranat e.V., Deutsch-Französischer-Arbeitskreis in der Deutschen Auslandsgesellschaft, Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Deutsch-Indische Gesellschaft, Deutsch-Italienische Gesellschaft, Deutsch-Japanische Gesellschaft, Fachhochschule Lübeck, IKB-Haus der Kulturen, Notruf e.V. / Frauen-Film-Projekt, Polnisch-Deutsche-Sozialkulturelle Gesellschaft “Lubeka 95”, St.-Petri-Kuratorium, Ukukhanya-Weltgruppe, Dozenten aus der Volkshochschule Lübeck.

G – für Geld sparen: Wir alle wissen, dass Geld knapp ist in Lübeck. Wir freuen uns daher sehr, dass es den MitarbeiterInnen des KoKi möglich war, bereits jetzt Einsparungen vorzunehmen: Die Druckkosten für das Programm wurden durch das Entgegenkommen eines Lübecker Druckers um 50% gesenkt, das Kinderprogramm in das Erwachsenenprogrammheft integriert, auf postalische Verteilung verzichtet, Sponsoren gesucht. Eine Erhöhung der Eintrittspreise ist vorgesehen, so dass Einsparungen von 10% des Haushalts, wie für die anderen städtischen Einrichtungen gefordert, bereits erbracht worden sind.

I, J, K – für inter-kulturelle Vielfalt und Jugend: Der Deutsche Städtetag moniert eine zunehmende kulturelle Verödung und Verarmung in den Städten und fordert daher die Erhaltung und Förderung kultureller Vielfalt. Das Programm des Kommunalen Kinos leistet wichtige Beiträge zum interkulturellen Lernen und Verstehen: Filme aus Afrika, Asien und Südamerika gehören zur Tagesordnung, ebenso wie Filme über soziale Randgruppen und aktuelle politische Probleme. Das Kinderkinoprogramm ist einzigartig und zeigt den Kindern ästhetisch wertvolle Filme ohne Hollywood-Klischees. Ob im Erwachsenen-Kino oder beim Kinderprogramm: Im Kommunalen Kino werden anspruchsvolle Filme gezeigt, die Erkenntnisse vermitteln, Verstehen ermöglichen, Annäherung schaffen.

M – für Medienkompetenz: Das KoKi repräsentiert das Medium Film jenseits des kommerzialisierten Kinos, vermittelt Medienkompetenz, unterstützt dabei Schulen und begleitet andere Bildungs- und Kultureinrichtungen der Stadt. Im Programm stehen Dokumentationen, Raritäten, Experimentelles Kino, historische Filme, Stummfilme, Kurzfilme – wo sonst kann man sich filmkritisch so weiterbilden?

N – für Nordische Filmtage: Das Kommunale Kino ist das logistische Zentrum für die Nordischen Filmtage. So werden z.B. alle 150 Filme des Festivals hier vorab gesichtet und technisch geprüft. Organisation, medienpädagogisches Begleitprogramm, Präsentation der preisgekrönten Filme – alles das läuft über das KoKi Lübeck. Eine Schließung brächte unübersehbare Folgekosten für die Durchführung der Nordischen Filmtage mit sich.

R – für ein Rechenspiel: Wenn man die städtischen Zuschüsse für die MUK für 9 Tage striche, erhielte man genau den finanziellen Posten, der das Kommunale Kino ein Jahr lang am Laufen hält.

S – für Sprachen: Das Kommunale Kino ist das einzige Lübecker Kino, in dem Filme im Originalton zu hören sind. Das hat nicht nur für die hier lebenden Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache eine große emotionale Bedeutung, sondern bietet auch allen anderen Lübeckern die Möglichkeit, ihre gewonnenen Sprachkenntnisse zu vertiefen – ein nicht unwesentlicher Wirtschaftsfaktor für eine dem internationalen Handel verschriebene Stadt.

T – für Tourismus: Eine Forderung des Tourismus-Management besteht in der Vielfältigkeit der Angebote: Viele der Dauerkarteninhaber (“Fankarte”) kommen aus dem Umland, nutzen das kulturelle Filmangebot regelmäßig, vielleicht nachdem sie vorher hier eingekauft haben oder Lübecker Museen und Ausstellungen besuchten und nach der Vorstellung dann auch noch ein Lübecker Bierchen heben?

U – für Unterschriften: Seit vor 5 Wochen die Sparpläne des Bürgermeisters bekannt wurden, sind über 1500 Unterschriften gegen die Schließung des Kommunalen Kinos zusammengekommen. Die Sammlung geht weiter.

Z – für Zukunft und Zusammen: Lasst uns zusammen alles dafür tun, das einzigartige Angebot des Kommunalen Kinos in unserer Stadt zu erhalten, damit es auch in Zukunft in der Mengstraße heißt: Film ab!

Förderkreis Kommunales Kino Lübeck. Auskunft: Bettina Sick-Folchert, Tel. 04504 / 6134. Oder auch im Kommunalen Kino, Tel. 0451 / 122 – 12 87, Fax 0451 / 122 – 57 45

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