43. Nordische Filmtage
Vorschau auf das 14. Filmforum Schleswig-Holstein
Unter seiner neuen Leiterin Claudia Heydolph präsentiert die Festivalsektion Filmforum Schleswig-Holstein bei den 43. Nordischen Filmtagen in Lübeck 33 Filme an vier Tagen. Dieser Teil des Festivals soll einen repräsentativen Einblick in das aktuelle Filmschaffen in Schleswig-Holstein und von Schleswig-Holsteinern ermöglichen. Den Schwerpunkt bilden wie bei den vorangegangen 13 Filmforen naturgemäß Kurz- und Dokumentarfilme, doch gibt es in einer “special edition” unter dem Titel “Nordlichter im deutschen Kino” auch fünf aktuelle Spiel- und Dokumentarfilmproduktionen für Leinwand und Fernsehen zu sehen, alle in englisch untertitelten Fassungen als besonderer Service für das skandinavische und baltische Publikum.
Den Auftakt macht die SWR-Produktion “Schutzengel gesucht” von Miguel Alexandre. Eine Liebesgeschichte über zwei Außenseiter, die durch ein Miteinander neue Lebenslust entwickeln. Die “Nordischen” scheinen so stolz auf den erfolgreichen, noch relativ jungen Regisseur Alexandre zu sein, kommt er doch aus Lübeck, dass das Forum gleich noch einen zweiten neuen Film von ihm zeigt: “Weil ich gut bin!” wurde für den WDR gedreht und läuft als Uraufführung. Zu sehen ist auch Lars Büchels Erfolgsfilm “Jetzt oder nie” aus dem letzten Winter, der über eine Millionen Besucher in die Kinos lockte. Er erzählt die skurrile und witzige Geschichte dreier alter “Ladies”, die Banken überfallen.
Die Dokumentarfilme auf dem Forum lassen sich grob unter zwei Themenblöcken zusammenfassen. Zum einen werden “bizarre Lebenswege von Weltenbummlern, Weltverbesseren und Weltstars” verfolgt, wie Frau Heydolph vielversprechend mitteilte, zum anderen laden “Weltensichten” zu filmischen Reisen schleswig-holsteinischer Dokumtarfilmer in Gegenwart und Geschichte verschiedener Länder Europas, Asiens und Südamerika ein. Als Beispiel sei der Dokumentarfilm “Jolly Juggle” (45 Min.) der Kielerin Quinka Stoehr genannt, der sich mit Leben von Straßenkindern in Kapstadt auseinandersetzt und in Uraufführung zu sehen sein wird. Umgekehrt entdeckten zahlreiche Filmemacher aus anderen Teilen der Republik die verborgenen Geheimnisse der schleswig-holsteinischen Landschaft und ihrer Bewohner. In dem ca. 90-minütigen Dokumentarfilm “Grosse Freiheit, kleine Freiheit” porträtiert die Schweizerin Kristina Konrad zwei Frauen, die sich unter unterschiedlichen gesellschaftlichen Umständen Ende der 60 Jahre an den gesellschaftlichen Revolten beteiligt haben: das ehemalige RAF-Mitglied Inge Viett (in der Nähe von Eckernförde aufgewachsen) und Maria Barhoum aus Uruguay, die dort der revolutionären Studentenbewegung angehörte.
Die Nachwuchstalente und Absolventen verschiedener Filmhochschulen werden unter anderen in beliebten Kurzfilmnacht zu entdecken sein, auf der 11 Filme gezeigt werden.
Mir fielen in den Vorankündigungen noch folgende Filme auf: “Kurische Nehrung” von Volker Koepp, gefördert unter anderem von der Kulturellen Filmförderung Schleswig-Holstein. Koepp bereist den russischen und litauischen Teil dieses baltischen Naturparadieses am nördlichen Rand des ehemaligen Ostpreußen, zeigt wie die Menschen heute dort leben und fesselt mit gewohnt eindrucksvollen Bildern. Auf Axel Brandts 43-minütiges Porträt “Vom Taugenichts zum Millionär” über den Eisenbahnpionier und Sonderling Henry Villard darf man zu recht gespannt sein. Ebenso auf Michael Trabitzschs “Zeichnen bis zur Raserei” über den Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner.
Erwähnt sei zum Abschluss noch die Kinderfilmrubrik, in der es den Spielfilm “Dreamgate” von Brigitta Dresewski zu sehen gibt, der in Schleswig-Holstein spielt, und einen neuen Trickfilm “Geburtstagsfieber” von Michael Zamjatnins aus Ratzeburg. (hsch)