november 2001

43. Nordische Filmtage in Lübeck – ein Rückblick

Neue Zeiten unter neuer Leitung

Die 43. Nordischen Filmtage in Lübeck waren, vielleicht erst auf den zweiten Blick, anders als die vorhergehenden. Natürlich ist Lübeck der familiäre Charakter seines skandinavischen Filmfestes mit gewichtiger baltischer und schleswig-holsteinischer Beteiligung erhalten geblieben. Man kennt sich allerorten, alles bleibt immer noch überschaubar, angenehm freundlich, kommunikativ und unkompliziert. Nach dem Abschied von “the Voice” im letzten Jahr, wie ein Filmemacher die frühere Leiterin Andrea Kunsemüller wegen ihrer sympathischen Stimme nannte, hat man jedoch den Eindruck, dass unter der Ägide der Nachfolgerin Linde Fröhlich leise aber bestimmt eine neue Zeit mit (etwas?) anderen Akzenten für das Festival anbricht.

Linde Fröhlichs Sache ist nicht unbedingt der Auftritt vor großen Publikum, sie hält sich mehr im Hintergrund, was nicht bedeutet, dass sie nicht mit Gewicht zusammen mit Hauke Lange-Fuchs ein beachtenswertes und gutes Programm zusammengestellt hätte. Das wurde honoriert. Rund 17.000 Besucher brachten die “Nordischen” an die Grenzen ihrer Kapazitäten. Sehr viele Vorführungen waren ausverkauft. Da half es dann nicht viel, das Programmkino “Hoffnung” zusätzlich als Festivalkino einzusetzen. Die Massen drängten sich halt doch in der Kieftschen Stadthalle mit seinen 7 Kinos (von denen eines zur “Videobar” umfunktioniert worden war).

Die Kritik, die besonders von der Lübeckischen Lokalpresse im Nachhinein wegen organisatorischer Schwierigkeiten an der Festivalleitung geäußert wurde (“Gute Filme, schlechte Organisation”, LN 6.11.2001), sollte von dieser zwar beachtet, aber auch nicht überbewertet werden. Wenn man das Festival an einem Veranstaltungsort mit all seinen festivalfördernden Vorteilen will (sprich: hier die Cinestar-Kino-Sadthalle), muss man eben mit dem Nachteil des begrenzten Platzangebotes und den daraus resultierenden Schwierigkeiten leben. Meist erwiesen sich die Verantwortlichen als flexibel, in so manch einer ausverkauften Vorstellung wurden für zusätzliche Besucher noch Extraplätzchen gefunden

Auch das Filmforum Schleswig-Holstein unter seiner neuen Leiterin Claudia Heydolph (vorher: Linde Fröhlich) versucht neue Momente zu setzten, sei es in der Gliederung des Programms oder in der nicht immer ganz glücklichen Moderation. Die Auswahlpolitik des Forums bleibt unter Betroffenen aber auch unter Kennern der Szene weiterhin ein wenn auch verhalten diskutierter Streitpunkt. Beliebte Frage: Wird nicht doch (vielleicht sogar unbewusst) ein zu starker Kompromiss zugunsten des Hauptsponsors NDR hingenommen (vielleicht sogar vorauseilend)? Oder was soll ansonsten die Jahr für Jahr zu beobachtende Praxis auch schwache TV-Features mit ins Programm zu nehmen, auf Kosten anderer oft auch unabhängig produzierter Filme? (Helmut Schulzeck)

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